Ein Feelinara überreicht einem Eisenkrieger mit seiner Schleife eine Agender-Flag. Es selbst hält die Trans*-Flagge fest.Das Gruga-Liga Team wünscht euch einen frohen Pride-Month! Jedes Jahr im Juni besteht der wohlverdiente Anlass die Existenz queerer Identitäten anzuerkennen, sie zu zelebrieren und ihnen die Aufmerksamkeit zu schenken, die sie eigentlich im ganzen Jahr verdient hätten. Wir möchten diesen Zeitpunkt nutzen, um uns ganz stolz, offen und explizit zu Diversität, Toleranz und Pluralismus, sowie gegen Intoleranz und Queerfeindlichkeit zu bekennen.
Das setzt für uns eine bedingungslose Akzeptanz und Wertschätzung von unter anderem, jedoch nicht ausschließlich, nicht-heteronormativer Beziehungsformen (z.B. Homosexualität, Asexualität, Polyamorie), binärer, trans*, inter*, nicht-binärer und agender Geschlechtsidentitäten und nicht-heteronormativer, freier Auslebung von Geschlechterrollen aller Art und Geschlechtergleichstellung voraus. Dies ist ein substanzieller Bestandteil eines würde- und respektvollen Umgangs miteinander, weswegen wir stets bemüht sind dafür zu sorgen, dass dieser Respekt von uns insbesondere in unserer Community, aber selbstverständlich auch außerhalb, eingehalten wird. Die Gruga-Liga Community ist damit ein Safe Space für queere Personen und all jene, die sie unterstützen. Unter anderem deswegen möchten wir zum Pride Month darauf aufmerksam machen, dass ihr bei uns wertgeschätzt und willkommen seid.

Was ist der Pride Month? (und warum bekennen wir uns)

Der “Pride Month” findet jedes Jahr im Juni statt und dient dem Zwecke die LSBTIQ+ (d.h. lesbisch, schwul, bisexuell, trans*, inter*, queer und weitere) Community zu feiern, auf vergangene und bestehende Ungerechtigkeit aufmerksam zu machen und gegen diese Ungerechtigkeit zu protestieren,  um eine harmonische und menschenwürdigere Welt zu erstreben, in der jede Person authentisch leben kann, ohne sich vor Diskriminierung oder Gewalt fürchten zu müssen. Seit Jahren verbessern sich die Rechte queerer (queer = Sammelbegriff für sexuelle und geschlechtliche Orientierung, sowie nicht-heteronormative Orientierungen) Menschen in Deutschland. Gleichgeschlechtliche Ehen werden eben so anerkannt wie gegengeschlechtliche (hetero-)Ehen, die Bezeichnung “divers” wurde als Option für den Geschlechtseintrag auf dem Pass eingeführt, mit dem Ziel Personen außerhalb des binären (binär = paarweise, d.h. männlich-weiblich) Geschlechterspektrums anzuerkennen, trans* Personen bekommen geschlechtsangleichende Maßnahmen von der Krankenkasse übernommen und jüngst ersetzt das bald in Kraft tretende bürokratisch einfache Selbstbestimmungsgesetz (SBGG) einen entwürdigenden und teuren juristischen Prozess für trans*, inter* und non-binäre Personen ihre Namen und ihren Personenstand ändern zu lassen.

Nichtsdestotrotz gibt es hierzulande noch viele Missstände in Sachen LSBTIQ+ Rechte. Das eben angesprochene SBGG ermöglicht in seiner aktuellen Fassung nicht adäquat die Selbstbestimmung für eine der vulnerabelsten Gruppen, queeren Minderjährigen. Aufgrund fehlender Aufklärung und institutioneller, sowie kultureller Faktoren erfahren queere Personen auch in Deutschland noch häufig Diskriminierung im Alltag. Darüber hinaus werden Personen aus der LSBTIQ+ Community in Deutschland in großen Teilen immer noch nur akzeptiert, wenn Sie in ihrem Verhalten und Leben weitestmöglich heteronormativen und allgemeinen Wertvorstellungen entsprechen. Das ist ungerecht, sorgt nicht für authentische Toleranz und erlegt queeren Personen Anpassungsdruck für ihre Lebensrealitäten auf. In anderen Teilen Europas und weltweit sieht die Lage noch schlimmer aus. In vielen Staaten werden queere Personen für ihre Existenz verfolgt.

Um auf diese Umstände aufmerksam zu machen, ist der Pride Month da, um zu informieren und zu mobilisieren. Diese Bewegung fing mit den Stonewall Protesten in 1969 an, welche eine Reaktion auf ungerechtfertigte Staatsgewalt gegenüber queeren Personen in den USA darstellt. Weil diese Bewegung in großen Teilen von Mitgliedern der afro-amerikanischen Community gestartet und unterstützt wurde, und die Rechte von BIPoC (=Black, Indigenous and People of Color), Frauen und LSBTIQ+ Personen aus ähnlichen Motiven und von den selben Personenkreisen unterdrückt werden, ist die Aufmerksamkeit und der Aktivismus für LSBTIQ+ Rechte ein intersektionales Bestreben, welches den Kampf um Frauen- und BIPoC-Rechte mit einschließt. Christopher Street Day-Paraden und Demonstrationen (CSD) finden weltweit im Sommer statt, unter anderem auch in Essen, um an diese historischen Ereignisse und den Kampf um Gleichberechtigung zu erinnern und ihn fortzuführen.

Wir wissen um Mitglieder der LSBTIQ+ Community, die sich auch in unserer Community befinden. Ihr seid wichtig für uns. Deswegen machen wir uns für eure Rechte stark. Wir sind stolz darauf, eine harmonische, offene und tolerante Community unter uns zu haben und freuen uns ungemein, wenn LSBTIQ+ Personen sich bei uns im Team verwirklichen können. Jedes Jahr bemühen wir uns mit eindrucksvollen Cosplays, einer ergreifenden Story und einem Event, an welchem sich Leute miteinander verbunden fühlen, zu begeistern. Diese Begeisterung kann nicht ohne die Mühe, Arbeit und Kreativität unserer queeren Teammitglieder evoziert werden. Wir moderieren unsere Spaces, damit wir weiterhin sicher für alle bleiben, unsere Offenheit wahren und Intoleranz keinen Platz lassen. Das bedeutet auch, dass wir ein offenes Ohr für euch haben, wenn ihr euch während unseres Events und unserer Community in euren Rechten verletzt fühlt. Zögert also nicht uns dies mitzuteilen.

Zwei sich liebende Volbeats schauen einander erfreut an. Eines der Volbeat hält die MLM (men loving men)-FlaggePokémon und Queerness

(Dieser Abschnitt enthält Spoiler für die Hauptstory von Pokémon Karmesin und Purpur.)

Nicht nur Aufgrund unserer sehr bunten Community fühlen wir uns mit der LSBTIQ+ Community verbunden. Auch wenn das Pokémon-Franchise bisher wenig ausdrücklich queere Leben, Geschichten oder Figuren darstellt, strahlen dessen Charaktere und Settings spätestens ab dem Erscheinen von Pokémon Schwarz und Weiß, ein gutes Maß an Vielfalt und Diversität aus. Seitdem die inspirative Vorlage für Pokémon-Regionen die realweltlichen Grenzen Japans, mit der Einall-Region, übersteigt, sind die Spiele gesättigt mit einer großen Bandbreite an Hauptcharakteren und NPCs die unterschiedliche Körperformen und Persönlichkeiten besitzen, ganz zu schweigen davon, dass das Spielprinzip von Pokémon, mit einer vielfältigen Palette an möglichen Teammitgliedern, selbst ermöglicht, sich und seine Spielerfahrung ganz frei und individuell zu gestalten. Dieser Umstand existiert in der Pokémon-Welt mit einer gewissen Selbstverständlichkeit und wird zu keinem Zeitpunkt auch nur in Frage gestellt. Möglicherweise wirkt es deswegen, zumindest anekdotisch, so, dass eine gewisse Faszination der Queer-Community mit den magischen Kreaturen, die sich Pokémon nennen, besteht und die Spiele, sowie auch Fan-Communities Komfort für queere Personen geben können. Urheber eines solchen Komfortgefühls ist nicht zuletzt eine gewisse implizite Queerness, mal gewollt, mal nicht und manchmal sogar als Resultat unfeiner Programmierung!

 

Ein Pikachu mit einem aufgeklebtem Herzstück auf seinem Schweif

Bildquelle: Folge 755 des Pokémon Anime
© OLM Team Kato

So manche trans* Person mag in Pokémon der Azurill-Entwicklungsreihe eine*n Seelenverwandte*n finden, denn vor der sechsten Generation war es aufgrund des Mechanismus des Spiels, welcher das Geschlecht und dessen Pokémon-spezifische Verteilung definiert, möglich, dass ein Azurill bei der Entwicklung sein Geschlecht ändert. Im Pokémon-Anime erschien bekanntermaßen in einer Folge ein Pikachu mit einem aufgeklebtem Herz-Schweif. Wahre Fans des Maskottchens wissen, dass Pikachu, je nach Geschlecht, einen unterschiedlich geformten Schweif hat. Zwar hat sich Ashs Pikachu in der Folge des Anime lediglich als ein weibliches Pikachu verkleidet, die Freude, die dieses Bild aber außerhalb seines Kontextes auf trans* Personen wirkt, ist echt. Wem Pokémon selbst jedoch nicht ausdrücklich genug sind, da Pokémon ja schlussendlich keine Menschen sind, der wird sicherlich mit Freude so manche Figuren aus Pokémon Karmesin und Purpur in sein Herz geschlossen haben.

Señor Saguaro zum Beispiel hat eine herzerwärmende Geschichte in der Story des Spiels, in der er befürchtet, dass seine Vorliebe für niedliche, feminine Pokémon, welche im Widerspruch mit seinem eher schroffen Aussehen steht, offenbart wird und dafür sorgen könnte, dass er von seinen Schüler*innen weniger ernst genommen wird. Die Spieler*innen helfen Saguaro dabei sein “Coming-Out” zu bewältigen, welches sehr positiv für ihn verläuft und ihm ermöglicht authentisch zu leben. Es wird wenige Personen wundern, dass seine Geschichte als queere Allegorie verstanden werden kann.

Liest man etwas zwischen den Zeilen, ist es möglich, dass eine gleichgeschlechtliche, romantische Beziehung zwischen dem Top Vier Mitglied Sinius und dem Arenaleiter Colzo bestand/besteht. Die beiden Trainer sind begabte Künstler. Aus einer Szene im Kunstunterricht von Sinius erfahren wir, dass sich die beiden sehr nahe stehen, seitdem der Kunstlehrer dem Arenaleiter aus einer schweren Phase in seinem Leben raushalf. Dass Sinius Colzo in einer Schaffenskrise zu neuer Hoffnung verhalf, kommentierte der Arenaleiter mit “Mir war, als hätte mich die Muse geküsst.”. Im Folgenden beschreibt Colzo ihr Verhältnis wie folgt: “Solche Dinge wollen einem eben nicht so leicht über die Lippen. Vor allem, wenn man sich so nahesteht wie wir beide.“. Natürlich könnte dies auch als innige Freundschaft interpretiert werden. Auffällig ist jedoch, dass Sinius zum Kampf mit einem Drapfel antritt. Das Pokémon aus der achten Generation vereinigt nicht nur die primären Typen der Pokémon beider Charaktere, sondern werden auch, wie wir in einer Sidequest aus Pokémon Schwert und Schild erfahren, an andere verschenkt, um romantische Gefühle zu gestehen. Es bleibt offen, in welchem Verhältnis die beiden zueinander stehen, oder ob Sinius sein Drapfel von Colzo erhalten hat, aber es ist schön sich dies vorzustellen.

Cay, ein anderes Mitglied der Top Vier stellt sich gerechtfertigterweise selbstbewusst im Spiel vor, denn sie ist ein absoluter Fan-Favorite. Grund dafür ist sicherlich in großen Teilen ihre Androgynität und damit auch Geschlechtsnonkonformität, welche einen bleibenden Eindruck hinterlässt. Mutmaßlich ist so manchen Spielern*innen unklar, ob das Herzklopfen, welches sie im Kampf gegen Cay verspürt haben dem spannenden Gefecht der Pokémon, oder latenten Gefühlen zu verschulden ist, die Cays Style auslöst. Grusha ist ein weiterer Charakter aus Pokémon Karmesin und Purpur, der mit seiner Androgynität so manche*n Spieler*in zu Beginn überrascht haben mag. Für die neusten Einträge der Hauptreihe der Pokémon-Spiele, die es ermöglichen allen Pokémon in jeder Farbe des Regenbogens zu erstrahlen, ist diese Dichte an queer-coded Charakteren überaus passend.

Solche Parallelen und Allegorien finden sich im Pokémon-Franchise zuhauf. Die hier genannten Interpretationen sind nur ein Bruchteil davon. Es ist inspirierend sich mit diesen Gedanken zu beschäftigen, da sie einem dabei verhelfen, sich gesehen und anerkannt zu fühlen. Gleichsam ist es einer der Gründe ist, warum wir diese Gedanken mit euch teilen und den Artikel zum Pride Month schreiben. Wir hoffen inbrunstig, dass die Rechte, Sichtbarkeit und Toleranz von queeren Personen in Deutschland und auf der Welt sich verbessern und ein gleichgestelltes Miteinander zur Norm wird. Wir als Team der Grugapark-Poké-Liga stehen mit euch in dieser Causa.

Wichtige Ressourcen

Zu einem gewissen Grad haben wir in diesem Artikel Aufmerksamkeit für queere Lebensrealitäten und Rechte geschaffen. An dieser Stelle möchten wir aber aufmerksam auf weitere Quellen und Ressourcen machen, die Aufklärung vermitteln, zur Vernetzung helfen und Hilfe anbieten und das alles viel besser, als wir es in diesem Artikel könnten. Ganz gleich ob ihr selber queer seid, oder euch informieren möchtet, in diesem Abschnitt findet ihr hilfreiche Links. Gerne könnt ihr uns helfen diese Liste zu erweitern. Schreibt dafür eure Vorschläge gerne an presse@grugaliga.de.

Allgemeines

Aufklärung und Informationen

Queermedizinische Ressourcen

Vernetzung

 

Eure Geschichte

Für uns und für andere queere Mitglieder der Gruga-Liga-Community kommt ein besonders starkes Gefühl der Verbundenheit auf, wenn uns bewusst wird, wie viele von euch es unter uns gibt. Deswegen fänden wir es toll, wenn ihr euch sichtbar machen möchtet. Wir möchten euch und eure queeren Identitäten innerhalb der Community sichtbar machen. Antwortet uns dafür doch unter unserem Social-Media post, um euch zu bekennen, oder macht einen Post mit dem #GrugaLigaPride. Wir freuen uns auf eure Beiträge!

 

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